#2 Pflege auf der Intensivstation

Shownotes

In unserer zweiten Folge spricht die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin (DGKP) Gerlinde Wendl BScN über ihren Einstieg in den Pflegeberuf, ihre Arbeit und Leitungstätigkeit auf der Intensivstation 3.

Informationen über Karrierechancen und Ausbildungsmöglichkeiten finden Sie im Karriere Center der NÖ Landesgesundheitsagentur unter: https://karriere.noe-lga.at

Weitere Informationen über das Universitätsklinikum St. Pölten erhalten Sie online unter: https://stpoelten.lknoe.at

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00:00:00: Hallo und willkommen zum Podcast des Universitätsklinikums St. Pölten. Sie hören uns aus dem Raum G1.3

00:00:15: und in den nächsten Minuten werden wir uns mit Gerlinde Wendl, einer Intensivpflegerin und

00:00:21: Stationsleitung an einer Intensivstation hier im Haus auseinandersetzen. Wir, das bin ich Oliver

00:00:28: Loiskandl und Peter Redl-Lenk, und unser Gast, wie eben schon angekündigt, wird sein Gerlinde Wendl

00:00:36: oder ist Gerlinde Wendl. Gerlinde, meine erste Frage und meine Einstiegsfrage ist gleich,

00:00:43: wie kommt man zur Krankenpflege? Wie ich die Ausbildung machte, hat es ja nur die Diplomausbildung gegeben

00:00:53: und ich bin eigentlich über das Rote Kreuz dazu gekommen, also ja, klassisch, sagen wir es mal so,

00:00:59: ich war Rettungssanitäterin, dann Notfallsanitäterin und dann habe ich mir gedacht, eigentlich ja,

00:01:03: also ich arbeite gerne mit Menschen und auch wenns Hilfe brauchen, also gerade in einer Situation, wo sie Hilfe

00:01:09: brauchen, und dann habe ich mir gedacht so, dann ist die Krankenpflegeschule halt quasi jetzt mal

00:01:15: mein weiterer Weg. Und hast du noch die reguläre Krankenpflegeschule nach dem alten Ausbildungssystem

00:01:21: absolviert? Genau, in St. Pölten, also das Diplom gemacht 2012 und ich habe es aber im zweiten

00:01:26: Bildungsweg gemacht. Ich war vorher in der Pferdewirtschaft tätig, ja auch ein sehr fordernder

00:01:33: Job, aber es war dann für mich irgendwann einmal klar, ich habe es gern gemacht, aber halt,

00:01:38: dass es mein beruflicher..., meine berufliche Laufbahn bis, weiß ich nicht, die nächsten Jahrzehnte ist,

00:01:42: das war dann, hat sich dann herauskristallisiert, dass das nicht mehr so ist. Und dann war ich halt

00:01:47: so ein bisschen auf Suche und habe dann eben..., bin über das Rote Kreuz halt quasi dann in die

00:01:53: Krankenpflege gekommen und muss sagen, ich mag es heute noch gerne, also würde ich es jederzeit

00:01:58: wieder so machen. Jetzt bist du tätig als Stationsleitung auf einer Intensivstation und

00:02:04: wir kennen uns oder wir drei haben immer wieder mal Kontakt über den Journal Club, den wir im Haus

00:02:10: betreiben. Nach dieser Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung hast du dann noch weitere Ausbildungen

00:02:18: absolviert? Ja, ich habe dann schon ein paar Jahre halt pausiert mit einer weiteren Ausbildung,

00:02:25: weil man denkt, also der Intensivbereich ist ein sehr komplexer Bereich, was sehr viel

00:02:30: schon für den Job an sich zu lernen gibt und da ist man eher wirklich sehr gut gefordert,

00:02:35: so dass man eigentlich, also ich habe für mich befunden, dass ich da nebenbei nicht sehr viel

00:02:39: Ressourcen habe - da auch noch mich weiter zu bilden, also halt ja, weitere Ausbildungen zu machen.

00:02:44: Das war dann so, ich habe dann 2018 die Sonderausbildung für Intensivpflege gemacht, die dauert auch ein

00:02:51: Jahr mit verschiedensten Praktika und auch sehr viel Theorieeinheiten und habe dann gleich im

00:02:56: Anschluss an die Sonderausbildung, weil so quasi, da war ich so richtig schon im Lernen und habe

00:03:03: mir gedacht, ja, die Wissenschaft interessiert mich auch sehr, und habe dann in Salzburg an der

00:03:09: Paracelsus-Universität Pflegewissenschaft berufsbegleitend studiert und habe den Bachelor dann

00:03:15: abgeschlossen. Genau und mache jetzt seit letztem Jahr das Masterstudium für Health Science and

00:03:22: Leadership berufsbegleitend. Okay und wirst dann in weiterer Folge mit dieser Ausbildung fertig.

00:03:28: Jetzt ist es so, nicht, dass den vielen Zuhörern wahrscheinlich jetzt nicht ganz klar ist, wie

00:03:34: diese Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege ausschaut, regulär bräuchtest du für deine

00:03:40: Aufgabe jetzt einmal die Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung mit drei Jahren und der

00:03:44: Spezialisierungsausbildung in dem Bereich Intensivpflege mit einem Jahr. Und der Rest ist... Genau.

00:03:50: ... wie soll man sagen, so eine Orchidee? Genau, also das wäre so die Grundvoraussetzung,

00:03:56: um in den Intensivpflegebereich zu arbeiten, was halt dann noch für die

00:04:02: Stationsleitung dazu kommen würde, wo ich aber jetzt gerade dabei bin, ist eben auch noch mal

00:04:07: ein Jahr Sonderausbildung für Führungskräfte. Genau, das wäre dann auch noch, was man halt

00:04:13: braucht, um Stationsleitung zu sein. Was hat dich denn zu dieser Ausbildung, zu dieser akademischen

00:04:22: Ausbildung dann bewogen? Oder wo ist da, wo siehst du den Vorteil in der akademischen Ausbildung?

00:04:28: Bewogen hat es mich, also das finde ich schon immer..., trotzdem ein bisschen mit ausschlaggebend

00:04:35: ist, an einer Ausbildung, die man berufsbegleitend macht, ist auch, dass es praktikabel ist und

00:04:40: das muss ich sagen, das war halt. Es ist ein reines Online-Studium gewesen mit einer

00:04:45: Woche Präsenz pro Jahr und war halt sehr gut mit dem Beruf vereinbar und hat schon das

00:04:51: Interesse, dass man sich auch weiter entwickeln möchte, bzw. hat auch das Interesse an der

00:04:56: Wissenschaft, dass man sagt, okay, ich will jetzt das, um eine Recherche zu betreiben, um

00:05:01: jetzt zu wissen, welche Maßnahmen sind vielleicht effizient oder nicht, um da auch die dazugehörigen

00:05:06: Studien zu lesen, interpretieren und bewerten zu können. Und das, finde ich, im Diplom

00:05:12: hat man einen guten Grundstock, aber so wirklich dieses kritische Lesen und so, das bleibt

00:05:17: natürlich ein bisschen hinten nach und da habe ich mir schon gedacht, da will ich mich weiterentwickeln

00:05:22: in die Richtung und darum war dann die Wissenschaft, also die Pflegewissenschaft für mich halt

00:05:26: einfach, ja, was mich interessiert hat und man sagt, ja und das kann ich auch weiterbrauchen

00:05:31: in meiner zukünftigen Arbeit. Der Arbeitgeber verlangt es ja nicht, dass man es eben, dass man

00:05:36: Ausbildungen macht in die Richtung, aber ich denke für uns selbst und ja, das nimmt dann

00:05:41: keiner mehr weg, alles was man sich aneignet.

00:05:45: Was du da jetzt ansprichst, Gelinde, ist ein Thema, das glaube ich sehr, sehr groß ist,

00:05:52: nämlich du sprichst indirekt an, dass die Pflege immer komplexer wird und du durch deine

00:05:58: eigene Initiative eine weitere Ausbildung gemacht hast, um diese Komplexität zu entgegnen,

00:06:07: professionell zu entgegnen. Wir reden hier seit Anbeginn dieses Interviews von Intensivpflege.

00:06:15: Ich würde gerne mal überhaupt definieren, was ist eine Intensivstation, was bedeutet

00:06:22: Intensivpflege, was macht es so speziell, welche Herausforderungen habts ihr im Alltäglichen,

00:06:31: weil ich mir denke, es ist sehr interessant für unsere ZuhörerInnen, die vielleicht

00:06:36: nicht so einen Einblick haben wie du, du bist ja ganz dicht dabei, was heißt das denn eigentlich

00:06:42: Intensivstation, man hört es immer in den Medien und dass die Herausforderungen in der Pflege

00:06:46: so groß sind. Was bedeutet es?

00:06:49: Ja, also das stimmt sicher, dass es für den Laien, das Wort Intensivstation sehr, wie soll ich sagen,

00:06:59: überhaupt nicht greifbar ist. Sie kennen meistens die Bettenstationen, wenn sie schon

00:07:03: irgendwen besucht haben oder so. Und Gott sei Dank muss ich ehrlich sagen, können das

00:07:07: nicht so viele. Intensivstation heißt immer, die Patienten, um die physiologischen Funktionen

00:07:17: aufrecht zu erhalten, heißt das, dass sie genug Luft bekommen und so weiter, oder der Blutdruck

00:07:22: passt, dass sie da Unterstützung brauchen, sei es jetzt mit einer Sauerstoffgabe, halt immer

00:07:27: weiter in den Sinn, dann auch mit einer Unterstützung im Sinne von einer nicht-invasiven Beatmung

00:07:34: oder einer invasiven Beatmung, also es heißt jetzt da CPap-Maske oder ein

00:07:38: Beatmungsschlauch oder Tubus halt in der Fachsprache. Dann sind wir halt gefragt, dann liegen die

00:07:44: Patienten bei uns, beziehungsweise auch postoperativ zur Überwachung, wenn eben schwerwiegende

00:07:49: Eingriffe waren, dass man sagt, okay, so ganz unbeaufsichtigt kann man die Patienten noch nicht

00:07:54: lassen, dann sind sie auch bei uns. Also wie gesagt Herzkreislaufunterstützungen im Sinne

00:08:00: von Medikamenten, die das unterstützen oder halt dann die extrakorporale Membran-Oxygenierung

00:08:06: und so. Also postoperativ bedeutet, dass die PatientInnen nach einer Operation, nach großen

00:08:12: Operationen, zu dir auf die Station kommen. Beatmet bedeutet, dass sie das selbst in der

00:08:22: Situation nicht mehr in der Lage sind und ihr da unterstützend wirkts und du sagst

00:08:27: ihr überwachts. Das heißt, ihr habt wahrscheinlich viele Geräte auf der Station. Ist es sehr

00:08:32: laut, wie kann man sich das vorstellen, wenn ich jetzt Patient bin und ich werd munter

00:08:39: auf einer Intensivstation, was geht da ab? Ja, das ist für viele ein Stressfaktor, also

00:08:48: wenn wir kurz auf das Beatmen. Das wird dann durch eine Maschine übernommen und genau

00:08:54: und wenn man dann munter wird, es ist für viele Stress. Es ist laut, es ist lärm,

00:09:00: also dadurch, wann die Vitalparameter halt abweichen, also das heißt der Blutdruck,

00:09:05: die Sättigung, also Sauerstoffsättigung und so, vom Normbereich haben wir natürlich immer

00:09:09: Alarme gestellt, damit man halt dann hellhörig werden, wenn da irgendwas nicht passt und

00:09:13: das ja läutet halt und die Patienten das Problem ist, sie können halt die Alarme nicht

00:09:18: zuordnen, weil die halt nicht täglich sind. Man weiß wie es sich anhört, wann

00:09:22: der Wecker klingelt, man weiß wie es sich anhört, wann irgendwer hupt, wann, ah und so

00:09:26: Sachen halt, aber diese Alarme sind nicht zuordenbar und ja, und dann natürlich ist natürlich

00:09:32: auch noch ein Beatmungsschlauch, der was reizt im Hals, also wo man sich auch denkt,

00:09:37: das will man eigentlich alles nur noch loswerden, weil unangenehm und so weiter und das führt

00:09:41: halt dann schon zu Stress. Und das wäre der Unterschied jetzt zwischen einer invasiven

00:09:46: und einer nicht invasiven Beatmung, oder? Genau. Dass man sozusagen in den Atemwegen

00:09:51: ein Art Kunststoffschlauch liegen hat, über den dann mehr oder weniger Maschine über

00:09:57: ein System, die Atmung übernimmt, die Atemluft einbläst, die halt unterschiedlich

00:10:03: mit Sauerstoff angerechnet ist. Genau. Genau. Und das ist ...

00:10:08: Das heißt, die Patienten sind verkabelt oder? Genau, natürlich ist das EKG ist monitiert, das

00:10:14: ist ein Fingerklipserl, das halt die Sauerstoffsättigung monitiert, das kennt man ja von zu Hause

00:10:18: halt, gibt es auch in den Apotheken und so zu kaufen. Blutdruck wird gemessen, aber halt

00:10:24: nicht über eine Blutdruckmanschette, sondern über einen invasiven Zugang. Genau. Also

00:10:30: voll verkabelt und meistens kennen sie sich dann auch nicht so bewegen, wie sie gern möchten,

00:10:34: weil halt natürlich man dann gleich überall irgendwo drauf liegt oder halt dann gleich

00:10:39: wieder was abknickt, dann alarmiert wieder ein Perfusor oder halt eine Motorspritze,

00:10:43: wo die Medikamente über, ja, über ein Gerät halt kontinuierlich infondiert werden.

00:10:49: Das heißt, es piepst sehr viel bei euch. Genau. Es sind ungewohnte Geräusch, wie du gesagt

00:10:59: hast, aber was glaube ich sehr, sehr speziell ist, ihr lasst die Patienten denn in diesen

00:11:03: Situationen ja nicht alleine, oder? Genau. Also wir sind in der Phase des Aufwachens

00:11:09: und so sind wir sehr wohl bei den Patienten und versuchen da wirklich, dass wir sich

00:11:13: beruhigen, dass wir Schmerzen lindern, weil es kommt natürlich dann, es lassen ja auch

00:11:18: die Schmerzmittel aus der Narkose nach und da wird natürlich dann gleich wieder Schmerzmittel

00:11:22: verabreicht, dass der postoperative Schmerz nicht so ausgeprägt ist und natürlich auch

00:11:27: durch Zusprache und halt dann schauen, dass man so bald wie möglich ist, halt den Beatmungsschlauch

00:11:34: entfernt oder halt dann ja wie auch immer dann der weiterführende Weg ist, aber dass

00:11:40: der Stress und der Schmerz gelindert wird. Und halt dass sie wissen, dass sie nicht alleine

00:11:44: sind und dass halt wer bei ihnen ist und der was gut aufpasst sozusagen. Also ich kann

00:11:49: mir das so vorstellen, ich werde munter und ich bin nicht alleine, sondern ich kann mir

00:11:54: darauf verlassen, dass ProfessionistInnen rund um mich sind, die mit Zuhilfenahme

00:12:01: von technischen Geräten gut auf mich schauen und ich als Mensch aber nicht vergessen werde,

00:12:08: also man hat nicht nur einen Blick auf diese ganzen Monitoring-Systeme, diese technischen

00:12:13: Hilfsmittel zur Überwachung, sondern ich werde gesehen und ich kann mir ja verständlich

00:12:19: machen und ich habe wen, der es versteht, auch mit mir zu kommunizieren, auch wenn ich gerade

00:12:24: aktuell nicht reden kann, weil ich vielleicht so einen Plastikschlauch im Mund hab, oder?

00:12:29: Ja, aber es ist gut, dass du das ansprichst, dass auch der Mensch im Mittelpunkt steht und

00:12:35: nicht nur die Geräte. Es ist, finde ich, auch immer eine gute Herausforderung, nicht immer auch

00:12:41: die Werte, was man am Monitor abgebildet bekommt, auch immer zu schauen, stimmt das überhaupt,

00:12:47: was der Monitor sagt. Also auch das zu wissen, wie schaut das jetzt aus, wenn ein

00:12:52: Patient jetzt zum Beispiel 85 Sättigung hat, also Sauerstoffsättigung, halt passt die Klinik

00:12:57: überhaupt dazu, oder ist das Klipserl verrutscht oder runtergegangen und so weiter und das

00:13:01: ist immer, was so die Herausforderungen mit sich bringen. Stimmt das auch, halt 

00:13:06: zu verifizieren und zu sagen, schauen wir mal, und nicht immer gleich, dann auch der Monitor

00:13:11: sagt, wir tun, sondern mal kurz einen Blick auch auf den Patienten.

00:13:14: Weil du sagst, der Mensch steht im Mittelpunkt, der Patient, der ist ja meistens nicht alleine,

00:13:21: sondern der ist in einem System, Systemfamilie, wie geht es den Angehörigen bei euch oder

00:13:27: wie seht ihr die Angehörigen in eurer Versorgungs-

00:13:29: in eurem Versorgungsauftrag. Was heißt das?

00:13:34: Ja, Angehörige sind sehr wichtig, meiner Meinung nach. Oder unserer.

00:13:38: Wir leben das auf der Station auch so. Es ist so, dass die Angehörigen

00:13:43: meistens in der Früh schon ganz besorgt anrufen und sagen, ja,

00:13:47: mein Gatte liegt bei euch, ist operiert worden. Wir fragen da immer schon so ein

00:13:51: bisschen ins Detail hinein, dadurch, dass wir die Angehörigen ja dann oft noch

00:13:54: nicht gesehen haben und geben dann schon kurz eine pflegerische Auskunft, dass man

00:13:59: sagen, ja, er ist stabil oder ist schon munter oder sonst was, aber keine

00:14:02: medizinischen Auskünfte per Telefon. Und es ist natürlich genauso, wenn sie sagen,

00:14:08: ja, sie können jetzt nicht, wir haben Besuchzeiten auf der Station.

00:14:12: Es sind halt, finde ich trotzdem, auch bis zum gewissen Grad wichtig, weil

00:14:18: natürlich sehr viele Untersuchungen an Patienten halt nicht im Zimmer durchgeführt

00:14:23: werden, dadurch, dass sie oft dann sehr instabil sind oder auch nicht für ein

00:14:26: Transport, das ja nicht möglich ist und dass da wirklich auch Zeit bleibt, um

00:14:32: diese Untersuchungen durchführen zu können und dass dann die Angehörigen

00:14:36: wissen, okay, wenn sie am Nachmittag kommen, dann ist der Patient sicher, also

00:14:40: dann kann man besuchen halt. Und wenn es sich aber dann mal näher ausgeht und sie

00:14:44: sagen, ich muss in die Arbeit oder ich komme nicht früher weg oder so, dann ist

00:14:48: natürlich überhaupt kein Thema bei uns, dass man da Ausnahmen macht, dass man es

00:14:51: am Abend kurz mal vorbeischauen wollen oder so, dass da auch reinkommen und ich

00:14:55: finde es auch für die Patienten hier nicht wichtig, dass sie ja Stimmen hören,

00:14:58: auch wenn es vielleicht jetzt dann noch nicht so, wenns noch sediert sind, also

00:15:02: Medikamente bekommen, dass sie schlafen und so, dass sie die, dass sie auch

00:15:07: Stimmen hören, die was ihnen vertraut vorkommen und dass er mal, wer weiß, die

00:15:11: Hand halt oder wer mal erzählt, wie es daheim gerade, was daheim gerade los ist.

00:15:15: Und das gibt oft wirklich dann auch ein beruhigendes Gefühl und ja, ich denke,

00:15:21: sind wirklich sehr, also genau. Also wenn jetzt die Angehörigen hören, mein

00:15:29: Angehöriger ist sediert, dann ist es das, was man im Volksmund, dieses künstliche

00:15:34: Koma, genau, der künstliche Tiefschlaf. Der künstliche Tiefschlaf. Der künstliche

00:15:37: Koma, also wenn wer sagt, der ist gerade sediert, dann meint ihr, der ist also

00:15:41: schläft in Wahrheit. Genau. Jetzt wirds wahrscheinlich nicht so sein, dass man

00:15:46: als Angehöriger, als Zugehöriger, als Freund, so einfach auf die Intensivstation

00:15:50: kommt und den Patienten besucht, wie das womöglich auf einer allgemeinen

00:15:53: Station funktioniert. Bereitets ihr Besucher konkret vor auf den Besuch

00:16:00: oder wird der zum jeweiligen Patienten oder zu der jeweiligen Patientin gebracht?

00:16:05: Also bei uns ist es so, dass man anläutet, also bei uns hat man nicht jeder

00:16:10: Zutritt auf der Station und wir melden uns dann und dann sagt eben der Angehörige,

00:16:15: ja, ich würde gern den besuchen und wir kommen dann, wenn es das erste Mal da

00:16:19: war, also wir kommen dann zu Tür und holen ihn bei der Tür ab und es gibt

00:16:25: dann eine Schürze eben zum Kleiderschuh und die Hände werden desinfiziert und

00:16:30: in dieser Zeit wird schon mal kurz mal vorgefühlt, was wissen sie und

00:16:34: vor allem wir wissen ja das ja auch, wenn sich der Patient vielleicht

00:16:37: verschlechtert hat und er war vorher vielleicht, hat vorher nicht im

00:16:42: künstlichen Tiefschlaf, sondern sie haben ganz normal miteinander reden können,

00:16:45: dann wird sehr wohl, wird vorher das ärztliche Gespräch gesucht, wenn wir

00:16:49: dann immer sagen, dass sie halt wissen auch, wann sie jetzt zum Patienten kommen

00:16:52: oder zum Angehörigen in dem Fall ja kommen, was sie erwartet, beziehungsweise

00:16:57: warum und wieso die Situation so ist und nicht dann nur vielleicht 10 Minuten

00:17:01: auf dem Arzt warten müssen und sie fragen, na warum und warum hat man

00:17:05: keiner was gesagt und so, also sie werden sehr wohl auf dem Weg zum

00:17:10: Patientenbett kurz mal vorbereitet, aber genau. Und währenddessen hat man dann die

00:17:16: Möglichkeit, dass man schon mehr oder weniger Kontakt aufnimmt zu den

00:17:21: Patienten, wenn er das kann, weil heute sein Gesundheitszustand so ist,

00:17:25: beziehungsweise wenn er das nicht kann, hat man die Möglichkeit, einen Körperkontakt

00:17:29: beispielsweise zu suchen, also man es ist nicht verboten einen Intensivpatienten

00:17:34: anzugreifen und Intensivpatientin anzugreifen. Genau, das ist absolut

00:17:38: nicht verboten und das sagen wir immer wieder, weil es ist was anderes, wir haben

00:17:41: sehr oft Handschuhe an und die Berührungsqualität mit einem Handschuhen ist

00:17:44: halt was anderes, wie, vor allem wenn man jemanden kennt und erhält die Hand

00:17:48: zum Beispiel oder also das ist halt was anderes und das finde ich auch total

00:17:52: wichtig, dass dieser Kontakt, dass er nicht nur dieser Verbale, sondern auch dass

00:17:56: das greifbar wirklich ist und ja, dass sie den Angehörigen auch spüren können und

00:18:03: nicht nur. Und während der Besuchszeit ist jemand vor Ort, also man ist dann nicht

00:18:10: sozusagen mit dem, mit der Patientin allein gelassen als Angehöriger, sondern es

00:18:15: ist wer vor Ort, der trotzdem, wie soll man sagen, diesen Prozess begleitet. Genau,

00:18:22: das ist ja immer so, je nach Situation halt, wir haben bei uns

00:18:28: zwei Bettkojen, quasi Zweibettzimmer, und je nachdem wann die Angehörigen

00:18:35: das erste Mal erst da sind oder die Patienten halt wirklich tiefsediert und

00:18:41: so, wir sind schon immer da, aber wenns zum Beispiel wach und

00:18:44: orientiert sind die Patienten und sagen mal ja, ob's so passt und wir lassen

00:18:47: sie mal - weiß ich nicht - alleine oder so mit den Angehörigen, einfach mal redet dann halt

00:18:51: anders, als wenn dauernd wer von der Pflege im Zimmer ist, aber das ist je nach

00:18:55: Situation. Also das kann man gar nicht so pauschal sagen und das haben wir auch

00:18:59: glaube ich, dass wir es sagen kann ganz gut im Gefühl, wollen in die Angehörigen

00:19:03: jetzt mal ein bisschen alleine gelassen werden mit den Patienten und natürlich

00:19:06: sind wir immer in greifbarer Nähe, also so dass komplett alleine sind, das ist

00:19:10: sowieso nicht. Jetzt merkt man im Gespräch, dass du sehr intensiv in der

00:19:16: Patientenversorgung noch immer bist, wir haben aber eingangs schon erwähnt,

00:19:21: du bist als Stationsleitung beschäftigt und ich könnte mir jetzt vorstellen, dass sozusagen

00:19:25: der Aufgabenspektrum nur ein bisschen breiter ist, als das Aufgabenspektrum der

00:19:29: Kollegin, die jetzt vor Ort tatsächlich am Patienten tätig ist, gibt's da, was

00:19:34: ist da so die Differenzierung beziehungsweise kannst du vielleicht

00:19:38: auch ein Einblick geben für wie viele MitarbeiterInnen du jetzt konkret

00:19:43: zuständig bist. Weil ich glaube auch, das ist, was jetzt nicht so allgemein bekannt ist,

00:19:48: wie es in der Pflege karrieretechnisch im Sinne von Führungsaufgaben

00:19:53: ausschaut. Ja, ich bin deshalb, ich bin nur nicht so lange in der Leitungsfunktion und

00:19:59: habe das übernommen. Ich bin Karenzvertretung und so, ich hänge halt da noch immer sehr

00:20:08: an der Patientenbetreuung, muss ich ehrlich gestehen. Auf jeden Fall, bei uns sind also

00:20:13: 40 Mitarbeiter circa im Team, also wir haben sehr viele Teilzeitkräfte, genau, also

00:20:20: für die bin ich verantwortlich für die Dienstplangestaltung, ja für den ganzen

00:20:25: Stationsablauf. Das heißt, meiner Ansicht nach ist auch sehr wichtig, dass man

00:20:29: sich in der Leitung, also in einer Führungsposition, oder gerade in der

00:20:33: Intensivpflege, was auch fachlich sehr gut ist, einfach um die Mitarbeiter besser

00:20:39: zu verstehen zu können, bzw. es geht auch sehr viel um Organisation vom Tagesablauf,

00:20:45: wie teilt man die Patienten, also wie teilt man die Betten zu und so, und genauso

00:20:51: auch mit Aufrechterhaltung der Pflegequalität und ich denke mal, man

00:20:55: muss da wirklich auch fachlich eine Expertise haben, um das auch bewerkstelligen zu

00:21:02: können, ist meine Ansicht, also genau. Aber so prinzipiell bin ich für

00:21:07: Dienstplan, Urlaub, also alles, was so Management anbelangt und

00:21:11: Stationsmanagement, Materialbestellungen, Apothekenbestellungen, ja Qualität, also

00:21:17: schauen halt, dass die Qualität passt von den bestellten Produkten, wenn halt

00:21:21: Mängel sind, dass man die reklamiert und vielleicht auch andere Alternativen sucht.

00:21:25: Also es ist ein sehr spannender Bereich, finde ich, macht irrsinnig viel Spaß und

00:21:31: sehr abwechslungsreich. Ja, also kann man sie mal mein Part vorstellen.

00:21:38: Man muss jetzt sagen, nicht, 40 Mitarbeiter, du sagst es so lapid, aber das ist ja,

00:21:44: hätte ich gesagt, für österreichische Verhältnisse jetzt gar kein kleines

00:21:47: Unternehmen mehr, also 40 MitarbeiterInnen führen, ist ja nicht wirklich

00:21:52: eine Kleinigkeit und ihr seids zuständig für 12 Patienten?

00:21:56: Nein, für 10 genau. Für 10 Patienten und diese 40 Mitarbeiter, die wechseln sich

00:22:02: ab und haben sozusagen, sind im Turnusdienst beschäftigt, das heißt also.

00:22:06: Genau, das heißt genau sieben Tage, also sie haben, sieben Tage

00:22:10: die Woche, aber so prinzipiell ist Tag- und Nachtdienst, sowohl an Wochenenden,

00:22:15: Feiertag und so weiter genau. Genau, weil das ist glaube ich auch was ganz

00:22:19: wesentlich ist, dass die Pflege jetzt kennzeichnet, nicht, dass wir jeden

00:22:25: Tag des Jahres und das über 24 Stunden für die Patientenversorgung zuständig

00:22:29: sind, das trifft also auch den Intensivbereich natürlich insbesondere.

00:22:33: Genau. Liebe ZuhörerInnen, Sie kennen es leider nicht sehen, aber wenn Sie

00:22:38: hören es vermutlich, ja, die Gerlinde Wendl und wenn ich die so anschaue,

00:22:42: Galinde und wenn ich dir beim Erzählen zuhören, wenn ich sehe, wie deine Augen

00:22:46: leuchten, wenn du über dein Beruf redest, ja, dann fällt mir spontan ein, dieser aus

00:22:51: dem amerikanischen Begriff kommende Ausspruch "Proud to be a nurse", also

00:22:57: stolz sein, dieser Beruf, stolz Pflegeperson zu sein, ich finde, da bist du,

00:23:03: dafür stehst du, also wenn ich die so anschaue, dann habe ich das Gefühl, dass du

00:23:07: dafür stehst, wie, was sagst du zum Job, warum, die Pflege wird derzeit medial

00:23:14: sehr negativ präsentiert, wenn ich dir zuhöre, würde ich sagen, Pflege ist ein

00:23:18: großartiger Beruf. Ich selbst sehe das auch so, ich bin ja auch eine Pflegeperson.

00:23:24: Willst du da noch kurz was dazu sagen, warum du so eine leidenschaftliche

00:23:29: Pflegeperson bist und was könntest du vielleicht jungen Menschen sagen, die

00:23:33: vor einer Berufswahl stehen, warum sollten sie in die Pflege gehen?

00:23:37: Ja, also ich muss sagen, wie gesagt, ich habe vorher eingangs schon erwähnt, dass

00:23:42: ich meine Entscheidung absolut nicht bereue, ganz im Gegenteil, ich würde das jederzeit

00:23:46: wieder so machen. Ich finde, die Pflege und je mehr man darüber spricht, oder was

00:23:50: man für Aufgaben hat, ich glaube, das muss einem mal selbst bewusst werden, was

00:23:53: wir da eigentlich leisten jeden Tag und ich finde es einfach, was man schon

00:24:02: sagen muss, es ist ein sehr anstrengender Beruf und ein sehr fordernder, was aber

00:24:07: nicht immer negativ ist, sondern ich finde, ich würde es ja als positiv interpretieren

00:24:11: und es ist ein sehr vielseitiger Beruf, also ich finde, und das finde ich auch so

00:24:16: toll, weil man kann wirklich von der Hauskrankenpflege beginnen, bis dass

00:24:20: man sagt, okay, ich arbeite lieber mit mit älteren Menschen im Langzeitbereich,

00:24:24: also im Pflegeheim oder halt bei uns im Akutbereich in der Intensivpflege,

00:24:28: Dialyse, sei es jetzt auf der Anästhesie, auf den Bettenstationen, wo man sich

00:24:34: chirurgisch oder internistisch, Palliativpflege, also es gibt, und da ist so

00:24:39: facettenreich und ich denke, wenn man vielleicht im ersten Moment sich denkt,

00:24:43: okay, die Richtung wäre für mich jetzt besser und man entscheidet sich dann um,

00:24:48: dann ist das in der Pflege überhaupt kein Problem und man kann auch sagen, ich arbeite

00:24:51: jetzt 10 Jahre im Intensivbereich oder eine Kollegin von mir hat jetzt in die

00:24:54: Palliativpflege gewechselt, weil sie gesagt hat, irgendwie, sie braucht eine

00:24:57: Veränderung und das finde ich einfach wirklich das Tolle an unserem Job, dass

00:25:01: man sagen kann. Welche Lebensphase vielleicht, was man gerade selber hat,

00:25:06: ja oder in den Kinderbereich oder so, es ist egal, man kann wirklich von bis,

00:25:11: haben wir die breite Palette genau und auch für das, was für einen selbst

00:25:16: gerade am besten passt, sich herauspicken und dort halt arbeiten.

00:25:20: An der Geburt bis zum Tod in jedem Setting.

00:25:24: Und es hat jeder Bereich was Spannendes für sich und genau, na, wie gesagt,

00:25:31: genau.

00:25:34: Gerlinde, es ist ein Gespräch, das man wahrscheinlich wirklich so beenden muss,

00:25:38: wie das jetzt in den nächsten paar Sätzen tue.

00:25:44: Es ist unendlich interessant, weil, wir könnten uns unendlich über Pflege

00:25:48: unterhalten, hätte ich gesagt. Es gibt in jedem Fachgebiet was Interessantes zu sagen.

00:25:53: Ich bedanke mich für deine Zeit, ich merke, du sitzt uns gegenüber in Bereichskleidung,

00:25:59: das wäre vielleicht auch was, was wir in den nächsten Folgen aufarbeiten,

00:26:02: wie ist man gekleidet in einer Krankenanstalt. Du sitzt uns gegenüber

00:26:05: in Bereichskleidung, also in einer Art grünen Schlafanzug, hätte ich gesagt.

00:26:12: Dieser grüne Schlafanzug deutet auch an, dass du was anderes zu tun,

00:26:15: als Podcast aufzunehmen mit uns. Das heißt also, du musst weiter.

00:26:19: Wir müssen weiter, ich sage herzlichen Dank für ein wirklich interessantes Gespräch.

00:26:23: Ich hoffe, dass man viele Zuhörerinnen und Zuhörer dazu bewegen können,

00:26:28: dass sie über Pflege nachdenken und womöglich auch darüber nachdenken,

00:26:33: dass sie vielleicht so einen Beruf ergreifend, der, ich sehe das genauso

00:26:37: wie ihr beiden, extrem fruchtbar ist.

00:26:40: Also vielen Dank fürs Gespräch.

00:26:43: Ich sage auch vielen Dank für die Einladung.

00:26:46: Herzlichen Dank, Gerlinde, es war total fein.

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