#29 Wie kommen Gefühle in den Körper?

Shownotes

„Alles, was wir spüren und fühlen, ist wahr“, sagt Dr. Christian M. Neuhauser, Oberarzt an der Klinischen Abteilung für Neurologie am Universitätsklinikum St. Pölten in der 29. Folge unseres Podcasts „Das Sprechzimmer G1.3“. Er ist unser erster Gast im Jahr 2025, skizziert Unterschiede zwischen Neurologie und Psychiatrie und spricht über Symptome wie Kopfschmerzen, Lähmungserscheinungen, Sprech- oder Gedächtnisstörungen und Krankheitsbilder wie Schlaganfall, Hirnblutung oder Hirntumor. Eines seiner Spezialgebiete ist auch die Neuro-Psychosomatik, bei der es um Angststörungen, Depressionen oder Funktionsstörungen geht. Neuhauser hilft Patientinnen und Patienten bei der Interpretation von (möglicherweise) beunruhigenden körperlichen Phänomenen. In unserer Podcast-Folge lüftet er auch ein kleines Geheimnis. Er verrät, wofür das M. in seinem Namen steht.

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00:00:00: Alles, was wir spüren, ist wahr.

00:00:02: Ich helfe nur Patienten bei der Interpretation von möglicherweise beunruhigenden körperlichen Phänomenen.

00:00:12: Es geht um die Zuordnung dieser Phänomene.

00:00:15: Wir dürfen nicht ein Fehler machen, und das ist nicht mehr die Medizin des 21. Jahrhunderts,

00:00:23: dass man körperliche Phänomene, die der Patient verspürt, als nichtiger klärt und vom Tisch schwischt.

00:00:32: Da spricht sie mal G1.3.

00:00:43: Sie hören den Podcast aus dem Universitätsklinikum St. Pölten

00:00:47: mit Oliver Lois Kandel und Peter Riedl-Lenk.

00:00:51: Peter, wie ein super Gast.

00:00:53: Wir haben heute einen super Gast, und zwar den Oberarzt-Dr. Christian Neuhauser, Neurologe im Universitätsklinikum St. Pölten.

00:01:03: Lieber Christian, vielen Dank, dass du dir Zeitnummer hast heute für den Podcast.

00:01:07: Wir erwarten unsere spannende Einführung in unser Gefühlswelt,

00:01:14: weil auf das wir uns heute zuspitzen, unser Podcastfolge.

00:01:19: Vielen Dank für das Kommen und für deine Zeit.

00:01:22: Vielen Dank für die Einladung.

00:01:24: Ich spüre schon gewisse Erfolgstruck, aber ich hoffe, dass wir mit dem Gut umgehen können.

00:01:29: Das sollte man auch gerade doch.

00:01:31: Wir haben angefangen, wir haben einen super Gast, wir haben eigentlich immer super Gäste.

00:01:35: Das stimmt.

00:01:36: Auf das Gfremio total.

00:01:38: Dr. Neuhauser, vielleicht können wir gleich am Anfang, Sie müssen, da war es schön, was schon,

00:01:44: vielleicht können wir gleich mal ein Geheimnis lüften, wenn man sich googelt,

00:01:47: und wenn man auf ihr Homepage geht, steht Dr. Christian M. Neuhauser.

00:01:53: Für was steht denn das M?

00:01:55: Also das M steht für Maria.

00:01:58: Sehr schön.

00:01:59: Und meine Großmutter hat Maria gehessen,

00:02:02: und ich habe mir zu ihrem Handhänden diesen Mittelnamen gewählt.

00:02:07: Und ich wollte es eigentlich nicht breit publizieren,

00:02:12: weil es ist ja eher ungewöhnlich, dass man als zweiter Namen einen Frau namen hat.

00:02:17: Aber jetzt ist die Katze aus dem Sack.

00:02:20: Ja, herzlichen Dank für die Ehrlichkeit.

00:02:22: Dann möchte ich mich gleich anschließen.

00:02:24: Ich habe ja fünf Kinder, und der Wendelin, hast du auch Wendelin M.

00:02:28: Und das M steht genauso für Maria, und ich finde, das passt aber auch gut.

00:02:33: Und wir haben heute schon über die Mona Lisa geredt,

00:02:37: wenn ein Künstler wird, passt es überhaupt zu.

00:02:39: Dann, wenn ein Neurologe wird, passt das ja auch gut.

00:02:42: Und ich glaube, das führt uns gleich zur ersten Frage.

00:02:45: Christian, kennt das vielleicht einmal kurz um Reißen, was ist denn Neurologie?

00:02:51: Und was ich glaube, was in der Bevölkerung auch immer wieder ein Thema ist,

00:02:55: wie grenzt sie die Neurologie von der Psychiatrie ab,

00:02:59: oder ist es womöglich gar keine Grenze?

00:03:02: Also wir müssen Kategorien schaffen, weil das Wissen der Welt wird sonst unüberblickbar.

00:03:10: Die Natur weiss aber nichts von den Kategorien, die wir bilden.

00:03:15: Also sowohl in der Psychiatrie als auch in der Neurologie geht es im Wesentlichen ums Gehirn

00:03:21: und bei der Neurologie dann auch verstärkt ums Peripherenärfensystem.

00:03:27: Man hat die beiden Fächer aus bestimmten Gründen auch systematisch getrennt,

00:03:33: weil man gesagt hat, der Neurologe konzentriert sich vermehrt auf Schädigungen,

00:03:40: die bildgebungsmäßig neuropathologisch und auf andere Art abgrenzbar sind des Gehirns.

00:03:47: Da gehört zum Beispiel der Schlaganfall dazu, die Hirnblutung, die Multiple Sklerose.

00:03:53: Und der Psychiater beschäftigt sich vor allem mit Funktionsstörungen des Gehirns,

00:03:59: die auf das Erleben und das Erfahren der Welt eine besondere Ausbildung haben.

00:04:05: Zum Beispiel Angststörungen, Depressionen.

00:04:09: Nur in Wahrheit kann man das nicht sauber trennen.

00:04:14: Es ist immer ein Gehirn, das sozusagen hier ursächlich ist für die entstehenden Krankheitsbildern,

00:04:22: nur die Neurologie ist so groß geworden.

00:04:26: Man würde es heutzutage nicht mehr schaffen, beide Fächer wirklich voll inhaltlich und kompetent abdecken zu können.

00:04:35: Und auch die Psychiatrie ist wesentlich differenzierter geworden, als es noch vor 20, 25 Jahren der Fall war.

00:04:43: Und mit welchen Krankheitsbildern kommt man jetzt in deine Ordination,

00:04:50: bzw. mit welchen Krankheitsbildern wird man an einer Neurologie oder an einer neurologischen Bettenstation aufgenommen?

00:04:58: Also ich würde gerne mit der neurologischen Behandlung im Spital beginnen,

00:05:02: das sind ganz typische Erkrankungsbilder, Kopfschmerzerkrankungen, Lähmungserscheinungen, der Gliedmaßen, Sprechstörungen, aber auch zum Beispiel Gedechnischstörungen.

00:05:17: Wir befassen uns dann mit der Abklärung dieser Erkrankungsbilder.

00:05:21: Da stellt sich zum Beispiel heraus, dass der Schlaganfall die Ursache ist,

00:05:26: eine Hirnblutung, eine Hirntumor, ein zündlicher Prozess.

00:05:31: Und ich behandle diese Erkrankungen auch in der Ordination, entweder als Erstbegutachter oder dann im Verlauf.

00:05:39: Aber ich habe einen starken Schwerpunkt auch auf Neuropsychosomatik und auch bestimmte psychiatrische Krankheitsbilder.

00:05:48: Also ich behandle zum Beispiel Angststörungen, eine behandelte Depressionen, beschäftige mich sehr für mit Gedechnischstörungen.

00:05:55: Aber auch mit Auffälligkeiten und Funktionsstörungen, für die man nicht ein unmittelbares, organisches Korrelat finden kann.

00:06:07: Und das ist das Fachgebiet der Neuropsychosomatik.

00:06:10: Und was jetzt in den letzten Jahren dazugekommen ist, sind Postviralesyndromen, also Long Covid,

00:06:19: ein starker Inhalt meiner Arbeit.

00:06:23: Aber ich halte mir das sehr an wissenschaftlicher, probte Dinge.

00:06:28: Und ich stehe eher nicht zur Verfügung, dass man experimentelle Behandlungen durchführt, die keine wissenschaftliche Evidenz haben.

00:06:38: Jetzt ist es wahrscheinlich so, dass jeder Mensch schon mal Warnnummer hat, dass sozusagen sie das seelische Zustand,

00:06:47: irgendwie in einem körperlichen Symptom widerspiegelt.

00:06:51: Also ich denke mal, es gibt viele Menschen, die unter Stress beispielsweise merken, dass Lippenbläschen kreieren

00:06:59: oder dass Kopfschmerzen kreieren oder dass in irgendeiner anderen Form ein Autoausblühung von dem seelischen Zustand kreieren.

00:07:07: Ist das mit dem Begriff Neuropsychosomatik gemeint?

00:07:11: Dass ich sozusagen eine Symptomatik verspüre, kann fassbaren organischen Befund haben und dass das sozusagen die Ursache ist.

00:07:22: Wir würden gerne so antworten.

00:07:24: Alles, was wir spüren und fühlen, ist wahr.

00:07:29: Ich kann mich erinnern, als ich jung war und mal zum Arzt gegangen, das Knie hat Wetter, dann hat er das untersucht,

00:07:37: hat er den Röntgenbütt gemacht und wenn er nichts gefunden hat er gesagt, okay, spützt er ein, da ist nichts.

00:07:43: Das würde man in einer modernen Auffassung der Medizin, aber auch der Psychosomatik nicht so sehen.

00:07:50: Immer, wenn wir krank sind, können wir auch geistig-selisch mit reagieren.

00:07:58: Es ist einfach aus der Erfahrung heraus nicht sinnvoll Körper und Geist.

00:08:04: Und wenn man daran glaubt, Seele, das ist ja eher ein spirituelles Konzept, voneinander zu trennen.

00:08:11: Es gibt sehr häufig das Problem, dass Menschen keinen guten Zugang zu ihren Gefühlen haben

00:08:20: und vor allem die körperlichen Auswirkungen von Emotionen verspüren und dann den Fehlschluss machen.

00:08:29: Es könnte eine organische Erkrankung hinter ihren Zuständen stecken.

00:08:34: Wenn ich da noch ergänzen darf, ich arbeite sehr oft mit der Körperkarte der Gefühle.

00:08:40: Die stand von einer renommierten finnischen Forschergruppe und da wurden Menschen gebeten, Emotionen in ein Körperraste einzutragen.

00:08:51: Das ist wirklich verblüffend, wenn man Menschen zum Beispiel zeigt, wo Stress verortet wird

00:09:00: und sie dann mit den von ihnen geäußerten Beschwerden konfrontiert, dass man dann sagt, es ist interessant, dass es eine Korrelation gibt.

00:09:10: Und wir kennen das ja auch alle aus unserem Leben.

00:09:13: Wenn man verliebt ist, hat man extreme körperliche Sensationen und man kann die aber eher ins positive hinverorten.

00:09:25: Das wird nicht als unangenehmer lebt.

00:09:28: Aber Wut zum Beispiel wird meist unterdrückt, es nicht ob er tun, das zuzulassen, kann ebenso körperliche Phänomene machen

00:09:38: und man muss dann Menschen sehr häufig darauf hinführen, dass die Symptome, die sie verspüren, eigentlich Ausdruck einer nicht korrekt wagenommenen Emotionen sind.

00:09:52: Du hast jetzt gerade was angesprochen, man hat einen seelischen Zustand und der hat eine Entsprechung am Körper.

00:09:58: Was der Volksmund sagt so, mir liegt etwas im Magen, mir sitzt was im Nacken.

00:10:09: Also solche Spruchweisheiten gibt es ja sehr viele.

00:10:13: Wie ist die Karte der Gefühle korreliert des, dass es sozusagen ein entsprechendes Gefühl, beispielsweise Wut, besonders im Kopf oder Liebe, besonders im Herzbereich, oder gibt es da eine Entsprechung?

00:10:29: Ja, das verplüffend, weil die Sprache und vor allem die Sprachbilder, die wir verwenden, zumindest in unserem Kulturkreis, also überblickefremde Kulturkreise nicht genau genug, aber das sehr klar offenbaren

00:10:46: und Schmetterlinge im Bauch, die Faust im Nacken und so weiter und so fort. Wir kennen alle diese sprachlichen Bilder, da ist in unserer Alltags- und Umgangssprache schon sehr viel implizites Wissen enthalten.

00:11:06: Dieses implizite Wissen hat das Anwendung in Ihrem Beruf jetzt auch. Also Sie wissen nun diese Gefühle und wie Sie die Widerspiegel in Ihrem Körper und jetzt kennen wir dieses Bauchgefühl.

00:11:19: Jetzt arbeiten wir in einer Universitätskennung gekommen, das heißt, wir sind sehr evidenzbasiert.

00:11:26: Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl, wenn Sie einen Patienten gegenüber sitzen haben und ganz klar ein diagnostisches Vorgehen haben, Sie wissen die Evidenz dahinter, aber trotzdem wird der Christian Neuhauser etwas spüren, wenn er dem gegenüber sitzt.

00:11:44: Nehmen Sie das wahr?

00:11:46: Ja, also mit der Erachtung.

00:11:47: Und trotzdem Einfluss?

00:11:49: Ich achte sehr darauf. Da gibt es zum einen das Phänomen der Übertragung. Also es ist ja nicht immer so, dass der Patient oder ich als Arzt den Patienten rasend sympathisch sein muss, sondern da kann aus meiner Entwicklungsgeschichte oder aus der Entwicklungsgeschichte des Patienten können sich Blockaden aufbauen und Vorteile können da eine Rolle spielen.

00:12:16: Und auf das achte ich sehr. Ich achte sehr auf welche Übertragungsphänomene ich da stoße im Gespräch und da versuche ich mich dann sehr von der Vernunft leiten zu lassen und nicht von irgendwelchen Emotionen, die mit der aktuellen Sachlage überhaupt nichts zu tun haben.

00:12:38: Und auf der anderen Seite ist es so, wenn man den Beruf eine gewisse Zeit ausübt, bekommt man einen Blick für etwas. Man integriert eine Fülle von Informationen, ohne dass sie einem bewusst werden.

00:12:56: Also das sind wir möglicherweise dort, wo das Bauchgefühl angesiedelt ist, dass man den Eindruck hat, das könnte in die oder die Richtung gehen oder man sollte zur Sicherheit noch die oder jene Untersuchung machen.

00:13:12: Und auch auf das achte ich sehr. Und insgesamt bemühe ich mich, Menschen zu behandeln und Menschen zu behandeln, heißt das man sie menschlich behandelt und wir brauchen eine bestimmte Augenmaßnorm.

00:13:28: Also man sollte eher nicht algorithmisch stuh abarbeiten und sich internationalen Empfehlungen vollkommen unterwerfen, sondern du musst trotzdem für den einzelnen Menschen, die für ihn passende Lösungen finden.

00:13:44: Jetzt haben wir besprochen, dass diese Entsprechung gibt. Aus meiner Wahrnehmung, und die kann natürlich falsch sein, das wäre gleich die erste Frage, aber aus meiner Wahrnehmung hat der Mensch gerne Beschwerdebildabekründe,

00:14:04: die in irgendeiner Art organischem Defekt, also beispielsweise wenn ich Schmerzen im Brustkorbbereich habe, dann habe ich gerne eine Entsprechung im Organsystem, also beispielsweise am Herzen oder wenn ich Schmerzen im Knie habe, dann war sie gerne der Meniscus oder den Riss.

00:14:20: Wie nimmst du das wahr, ist das bei der Mehrheit der Patienten so, dass die gerne Entsprechung hätten oder akzeptieren, die dann auch, dass man sagt, man hat jetzt keinen unmittelbar körperlichen Somatischen Befund.

00:14:34: Aber es gibt auch andere Ursache, die genauso kühllich ist, weil da habe ich ja den Eindruck in der Bevölkerung, es ist ein gebrochenes Bein und deshalb nicht gehen zu können, ist 100% akzeptiert, aufgrund einer Depression oder aufgrund einer seelischen, geistigen Erkrankung nicht gehen zu können, ist weniger akzeptiert.

00:14:56: Auch seelische Erkrankungen kann man ja wohlbiologisch begründen.

00:15:04: Red man konkret über ein Torachsschmerz. Also wenn jemand einen plötzlichen Schmerz im Brustbereich hat, der möglicherweise ausstrahlt, dann triggert das archaische Ängste in uns, das hat etwas vernichtendes.

00:15:22: Und in der allgemeinen Bevölkerung hat sie weit herumgesprochen und das könnte Ausdruck eines Herzinfarktes sein, ein Lungeninfarkt oder irgendetwas anderes Schlimmes.

00:15:32: Wenn man jetzt eine Untersuchung macht, kann man EKG ableiten, man kann bestimmte Blutwerte bestimmen und schauen, ist da jetzt was kaputt gegangen.

00:15:42: Nur psychosomatik bedeutet ja nicht, dass die Beschwerden, die der Patient hat, abgehoben sind von körperlichen Realitäten, sondern dass da sehr wohlkörperliche Informationen vorliegen, nur die werden fehlinterpretiert.

00:16:03: Und das wollte ich vorher zum Ausdruck bringen mit dem kranken Knie, wo der Ortsdann sagt, na geht es bitte da ein. Nein, alles was wir spüren, ist wahr.

00:16:13: Ich helfe nur Patienten bei der Interpretation von möglicherweise beunruhigenden körperlichen Phänomenen. Es geht um die Zuordnung dieser Phänomene.

00:16:26: Wir dürfen nicht ein Fehler machen und das ist nicht mehr die Medizin des 21. Jahrhunderts, dass man körperliche Phänomene, die der Patient verspürt, als Nichtiger klärt und vom Tisch schwischt.

00:16:43: Ich unterrichte sehr viel Akutneurologie und die Personengruppe, die am meisten fehldiagnostiziert wird, da gibt es Literatur dazu, sind junge Frauen mit wechselnden neurologischen Ausfallerscheinungen.

00:16:58: Und man würde vom Bauchgefühl her sehr schnell sagen, möglicherweise ist das seelisches Überlastungsphänomen Ursache.

00:17:07: Und die werden sehr häufig ins psychiatrisch, ins psychosomatische Ecke gestellt und es ist besonders unangenehm, wenn man dann eine Erkrankung übersieht und nicht korrekt behandelt.

00:17:20: Also psychosomatisch ist kein Huckus-Bokus, der fernabbiologische Realitäten funktioniert, sondern da gibt es klare auch biologische Marker, die man dann auch in ein Erklärungsmodell den Patienten übersetzen kann.

00:17:39: Und wie komme ich, als Patientin wäre ich mein erster Impuls beispielsweise bei Brusskorb, Schmerzen im Brusskorb, vielleicht bei einem ausstrahlenden Schmerz oder wie du sagst, wenn ich als junge Frau eine äuropologische Form von neurologischen Ausfall habe oder irgendeiner Missempfindung irgendwo,

00:18:00: wäre ja mein Impuls jetzt und ich würde zumindest sagen, ich bin Insider, ich würde jemanden der körperlich passende Fachrichtung, den würde ich mal konsultieren.

00:18:15: Was passiert dann da weiter?

00:18:17: Jetzt bin ich beispielsweise im Universitätsklinikum St. Pölten, wäre die erste Anlaufstelle wahrscheinlich den Notfallambulanz.

00:18:25: Ja und wenn das gut gemacht wird und es ist in der überwiegend Nanz halt der Fälle so, erfolgt eine somatische Abklärung.

00:18:36: Man kann im akutmedizinischen Setting nicht jedes somatische Problem bis ins FF verfolgen, aber man kann akute und lebensbedrohliche Erkrankungen sehr wohl gut nachweisen und ausschließen.

00:18:51: Das große Problem ist dann wie geht es weiter, weil wir in unserem Setting ja nicht die Kapazität und die Möglichkeiten haben,

00:19:00: dann das zu Ende zu verfolgen, sondern wir sprechen Empfehlungen zur Abklärung aus.

00:19:07: Und da ist dann ein Punkt, wo es sehr häufig zu einer Form der Angst- und Absicherungsmedizin kommt,

00:19:15: dass Betroffene von verschiedenen Fachgebieten abgeklärt werden, wenn im entsprechenden Fachgebiet A nichts gefunden wird,

00:19:27: verweist man auf B, B findet nichts, verweist auf C.

00:19:31: Also es gibt so Daten, die zeigen, dass Menschen, die zum Beispiel Depressionen haben mit organischer Manifestation,

00:19:41: bis zu sieben Jahre brauchen, bis die korrekte Diagnose gestellt wird und bis die korrekte Therapie eingeleitet wird.

00:19:51: Und wenn wir uns ehrlich sind, wenn wir Menschen nur genug untersuchen und die Diagnostik, die uns zur Verfügung steht, ist extrem präzise geworden.

00:20:02: Wir sehen in der MRT Strukturveränderungen, die wir mit freiem Auge nicht mehr erkennen könnten.

00:20:10: Wir haben keine Normalbefunde mehr.

00:20:13: Wir finden sehr häufig, ob an einer bestimmten Altersklasse natürlich Auffälligkeiten.

00:20:19: Nur unsere ärztliche Kunst ist das, dann entsprechend in einen Kontext zu stellen.

00:20:26: Wenn ich Sie jetzt richtig verstanden habe, Patientinnen haben auf den langen Leidensweg und landen ganz am Schluss erst bei Ihnen.

00:20:36: Das ist häufig der Fall, dass Menschen, die möglicherweise eine psychisch-selische Komponente haben,

00:20:48: erst nach langwieriger Abklärung, sozusagen als Ultima Ratio, bei jemandem aus dem Psychofach landen.

00:20:56: Und das ist nicht Weise.

00:20:59: Wenn wir den Verdacht haben, wenn wir zum Beispiel jemanden aufnehmen bei uns auf der Neurologie, dass da auch ein psychischer psychosomatischer Anteil bestehen könnte,

00:21:10: dann blinden wir sehr früh die Psychologie mit ein.

00:21:14: Der Patient soll nicht den Eindruck gewinnen, wenn man nichts findet, dann wird er dadurch bestraft,

00:21:20: dass er zum Psychatern geschickt wird oder zum Neurologen ein ähnliches Schicksal hat übrigens auch die physikalische Medizin.

00:21:28: Also auch dies dann in der Situation, zumindest ist das meine Wahrnehmung, wenn man nicht mehr weiterweiss nichts gefunden hat,

00:21:37: dann geht man zum Facharzt für physikalische Medizin und der soll es dann richten.

00:21:43: Was wäre denn, wenn jetzt der Patient bei dir ist und du stößt eine psychosomatische Erkrankung oder psychosomatisches Krankheitsbild fest,

00:21:55: was ist dann das weitere Prozidere, was erwartet jemanden, der psychosomatische Symptomatik hat?

00:22:05: Also hier hat sich in meiner Wahrnehmung das Bild den letzten 20 Jahren deutlich verändert.

00:22:13: Also zu Beginn meiner Weltkarriere war es häufig so, dass man Patientinnen und Patienten zunächst einmal heran führen musste,

00:22:24: dass die organischen Befunde, die vorliegen, nicht zur Gänze das Beschwerdebild erklären.

00:22:33: Ich nehme das immer seltener wahr, ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich Menschen die Augen öffnen muss.

00:22:41: Vielmehr ist es häufig so, dass man mir sagt, ich habe mir das ohnehin schon gedacht.

00:22:48: Aber ich wurde zu A, B, C und D geschickt.

00:22:54: Und was auch verblüffend ist, auch in der eigenen Bevölkerung hat sich das Wissen durchgesetzt,

00:23:04: dass seelische Erkrankungen sehr wohl auch körperliche Phänomene hervorrufen können.

00:23:11: Es ist jetzt nicht mehr so ungewöhnlich, dass die Leute eigentlich wissen, was sind die Ursachen für meine Probleme.

00:23:21: Ist es der Beziehungskonflikt?

00:23:24: Ist es eine Situation am Arbeitsplatz?

00:23:28: Waren Trauerfälle in der Familie?

00:23:32: Es ist eher nicht mehr der Fall, dass das völlig vom Tisch gewischt wird und es nicht ernst genommen wird,

00:23:43: sondern es geht dann eher darum, wie kommt man aus einem leidvollen Zustand wieder hinaus.

00:23:50: Und das ist dann sehr häufig verbunden mit einer psychotherapeutischen Intervention.

00:23:57: Und ich verschreibe auch immer wieder Psychopharmak.

00:24:03: Dieser Podcast wird unterstützt von der Niederösterreichischen Landesgesundheitsagentur.

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00:24:28: Wir haben erst in einem Podcast mit der Frau Brimaria Mascherbauer vom gebrochenen Herzen gesprochen.

00:24:35: Oliver, kannst du Sie erinnern?

00:24:36: Ich erinnere mich.

00:24:38: Jetzt würde mich interessieren, Brocken-Heart-Syndrom, was der Oberts Neuhauser dazu sagt.

00:24:47: Das hat uns ja schon vorher, wie wir begonnen haben, die Sprache ein bisschen verraten.

00:24:55: Er ist an gebrochenem Herz gestorben.

00:24:59: Und dieses Phänomen, das Takuzubusyndrom, ist jetzt wohldefiniert, wird auch mittlerweile rasch erkannt.

00:25:10: Es ist keine exotische Situation mehr, dass eine Stresskadiomöber die vorliegt.

00:25:17: Das ist jetzt nicht mein Fachgebiet, aber ich hatte auch schon mit solchen Patientinnen und Patienten zu tun.

00:25:26: Interessanterweise in der überwiegenden Anzahl seines Frauen, zumindest wo es erkannt wird.

00:25:33: Ich bin da immer sehr vorsichtig, weil es gibt jetzt ein neues Fach, das ist Gendermedizin.

00:25:40: Und man kommt immer mehr drauf, dass Frauen und Männer sich halt biologisch unterscheiden.

00:25:46: Deswegen können manche Erkrankungen da verschieden hervortreten.

00:25:51: Aber das ist ein sehr schönes Beispiel dafür, was extremer Stress organisch an Befunden anrichten kann.

00:26:02: Jetzt leben wir in einer Zeit, wo wir sagen, sie wird immer schneller, sie wird immer stressiger.

00:26:07: Das Wort Stress ist alleine jetzt schon sehr oft gefallen in diesem Podcast.

00:26:11: Wir haben gesagt, sie kann Kopfschmerzen machen, die Stresskadiomöber,

00:26:16: welche Tipps haben sie für unsere Zuhörerinnen im Alltag, damit wir gesund bleiben.

00:26:25: Was sagt einer Aurologie, was ist wichtig?

00:26:28: Ist Schlaf so ein Element, wo man sagt, da muss man gut drauf schauen.

00:26:31: Und wann passt der Schlaf nicht mehr, wann erkenne ich, welche Einflussfaktoren gibt es, um gesund zu bleiben aus ihrer Sicht?

00:26:44: Es ist lebensfremd, jemandem zu empfehlen, vermeiden Sie Stress.

00:26:51: Das würde ich auch gern wissen, wie das geht.

00:26:55: Also falls ihr jemand meldet, um das zu verrät, wäre es sehr, sehr dankbar.

00:27:00: Es ist schon interessant, das ist aus der Verhaltenspsychologie sozusagen abgeleitet,

00:27:09: zwischen Reiz, also der Reiz, der auf mich einwirkt und der Reaktion, die ich setze, ist ein Raum.

00:27:18: Gebe zu, dass dieser Raum nicht sehr groß ist, aber den kann ich nutzen.

00:27:24: Ich muss nicht auf alle Dinge aus der Welt, die auf mich einströmen, unmittelbar reagieren.

00:27:35: Ich kann mir einen Puffer schaffen.

00:27:38: Das gelingt im beruflichen Bereich, das gelingt im beruferaten Bereich.

00:27:44: Menschen müssen lernen, nein zu sagen.

00:27:48: Das scheint mir eines der wichtigsten Zauberwörter.

00:27:51: zu sein und man muss auch erkennen, nur weil ich viel mache, werde ich nicht viel lieb gehabt.

00:27:59: Man muss die Grenzen abstecken. Menschen, die aufgrund von Erschöpfungssyndromen zu mir kommen,

00:28:07: frage ich immer gerne, wo ist denn ihre Schmerzgrenze? Und sehr häufig weiß ich nicht, weil ich kann von

00:28:18: ihnen jeden Tag noch fünf Prozent mehr verlangen, fünf Prozent geniemer. Und irgendwann, wenn sie

00:28:25: dann völlig ausgebrannt sind, wachen sie im Niemandsland auf und sehen in weite Entfernung

00:28:32: dort, wo eigentlich meine Schmerzgrenze, und da bin ich lange drüber gegangen. Man muss auch

00:28:39: zur Kenntnis nehmen, dass wir für diese Welt nicht geschaffen sind. Wir haben immer noch die Genetik und

00:28:48: das Verhaltensreport war der Steinzeit in uns. Sei es was Ernährung bedingt, sei es was Bewegungsanforderungen

00:28:58: an unseren Körper sind, wir sind auf diese Welt nicht ausgerichtet, auf diese multimodale,

00:29:04: simultane Herausforderung. Und wenn man das zur Kenntnis nimmt, als Spielregel, dann kann man sich

00:29:12: auch schützen. Gibt es einen Tipp, wie erkenne ich meine Schmerzgrenze frühzeitig, bevor ich in die

00:29:20: völlige Überlastung gehe? Ein ganz wichtiger Punkt ist, und so beginnt meistens die Geschichte,

00:29:29: kompliziert zu werden, dass man Verstand von Gefühl trennt. Wir spüren Erschöpfung, wir spüren

00:29:38: Müdigkeit, wir gehen häufig mit dem Willen drüber. Man muss die Präsentation fertig machen,

00:29:45: man ist noch nicht ganz gesund, geht aber trotzdem arbeiten, weiß die Umstände, verlangen und es

00:29:54: gibt Situationen, wo ich über meine Grenze gehen muss. Aber I can't borrow energy from my future,

00:30:02: ich kann nur so viel ausgeben, wie ich einnehme. Und ich muss mir meine Bilanz anschauen, wenn ich

00:30:10: über eine längere Zeit mehr ausgebe, als ich einnehme, werde ich in eine Form der Schöpfung

00:30:19: geraten. Und wir wissen heute, dass den Daten, die uns vorliegen, dass so schwerer Erschöpfung

00:30:25: Syndromen häufig Monate brauchen, bis wieder eine Beschwerdefreiheit da ist, bis wieder Lebensfreude

00:30:35: da ist. Also achten Sie auf Ihre Gefühle, machen Sie eine vernünftige Energiebilanz. Ich muss genug

00:30:45: schlafen, ich muss genug sinnvolle Dinge essen, ich kann nicht nur arbeiten, ich muss auch etwas machen,

00:30:53: was für mein Leben und für meine Lebenslust bedeutsam ist. Und dann gelingt es uns in der

00:31:01: Waage zu bleiben. Und so, um das zu differenzieren, als betroffen, als betroffen, gibt es irgendwelche

00:31:09: Redflex, wo ich sage, Tom Jacke, ein Symptom, hat was mit meiner Gefühlebene, mit meinem

00:31:22: Leben zu tun und ist jetzt nicht unmittelbar somatisch. Gibt es da irgendetwas wie das,

00:31:27: als betroffene, als betroffene differenzieren kann? Der gestörte Schlaf zum Beispiel, das ist so ein

00:31:34: Phänomen, das sollte man ernst nehmen. Jeder von uns kennt es, dass man mal nicht so eine gute Nacht

00:31:41: hat. Da gibt es möglicherweise Faktoren aus der Umwelt, die Kinder, die an Wecken, die Nachbarn,

00:31:50: die laut sind, lehren wir auf der Straße und dann kennt man aber auch so Phänomene. Es ist zwei

00:31:57: Kinder früh und ich bin wach und bin voll da. Also ich könnte aufstehen und sofort Körperpflege

00:32:06: machen und arbeiten gehen. Das heißt, mein Cortisolspiegel ist schon sehr hoch und das heißt,

00:32:12: ich habe zu viele Stresshormone in mir. Ich sollte mir auch Gedanken machen, wenn ich lange Zeit

00:32:19: kein Gefühl der Müdigkeit verspüre. Wenn ich immer das Gefühl habe, auch am Abend, wenn ich mich

00:32:27: zu Bett begebe, ich bin zwar irgendwie erschöpft, aber ich finde nicht in den Schlaf, das Gehirn

00:32:34: ratert die ganze Zeit. Das sind so Dinge, die einen nachdenklich machen sollte und was auch besonders

00:32:43: wichtig ist, man sollte sich ein Umfeld schaffen, wo man auch mal einen vertrauensvollen Hinweis bekommen

00:32:50: kann. Ich glaube, du bist darüber. Du ziehst dich nur zurück, du arbeitest nur mehr, du triffst

00:32:58: keine Freunde, du magst eigentlich nichts anderes als zu funktionieren. Wann wirst du denn wieder

00:33:05: beginnen zu leben? Und wenn ich das jetzt habe, ich kenne das von mir persönlich. Manchmal hat

00:33:12: man so Phasen, wo man eben, wie du es beschrieben hast, man liegt im Bett, hat zwar Gedankenkreisen,

00:33:18: kann man von einem Gedanken nicht wirklich lösen, obwohl verstandesmäßig ist einem klar, das

00:33:27: bringt jetzt nichts. Also ich kann das Problem jetzt nicht lösen, weil das ist vorhanden. Ich

00:33:30: kann es erst am nächsten Tag lösen. Was wäre denn da ein Tipp von einer Neurologin? Wie geht

00:33:35: ich mit so einer Anspannung um, die jetzt unmittelbar ein Zweck dient, aber vorhanden ist? Also meistens

00:33:48: ist es so, wenn wir im Bett liegen und immer noch auf 180 sind, da haben wir den Punkt versäumt.

00:33:56: Ich rate sehr, den Tag mit einem Ritual zu beginnen und da geht es gar nicht um ein spirituelles

00:34:05: Konzept, sondern jeder von uns hat eine Art und Weise, wie er in den Tag startet. Man sollte

00:34:12: nicht aufwachen und der erste Blick ist aufs Diensthände und puh, 16 neue E-Mails, oh Gott,

00:34:20: das ist kein guter Start in den Tag. Außer die Firma hat einen wirklich mit Haut und

00:34:27: Haaren gekauft, also in meinem Fall ist es so, dafür haben sie zu wenig gezahlt. Und am Abend

00:34:35: sollte man den Tag auch formal abschließen und man kann zum Beispiel den Abschluss so wählen,

00:34:43: dass man sagt, okay, wie wird mein Morgen ausschauen? Das strukturiere ich mich. Ich rate

00:34:50: auch sehr zu einer Haltung der Dankbarkeit für das, was gewesen ist, weil es den Fokus verschiebt,

00:34:57: dass der Problemzone hin in die Lösungszone und dann ist es gut. Und natürlich haben wir dann

00:35:06: auch Gedanken im Kopf. Der Trick ist, wir müssen begreifen, dass wir nicht die Gedanken in unserem

00:35:15: Kopf sind, sondern das Spuken, Gedanken, Fetzen herum und man kann sehr wohl einen Gedankenstopp

00:35:24: hervorrufen. Man kann es mit Meditation versuchen, man kann die Aufmerksamkeit auf andere Dinge

00:35:33: lenken. Wir sind diesen unangenehmen Gedanken in der Regel nicht widerstandslos ausgeliefert.

00:35:41: Also macht es doch Sinn, dass man sozusagen Entspannungsübungen macht, das herr ich da raus,

00:35:48: auch sie mit Meditation vielleicht ein bisschen beschäftigt. Was mich interessieren würde jetzt

00:35:54: trendmäßig, wenn du so in dein beruflichen Verlauf schaust, nehmen psychosomatische Beschwerdebild

00:36:04: dazu oder ist es was, was vielleicht weniger wird und gibt es irgendetwas mit dem das

00:36:11: korreliert? Also ich denke jetzt beispielsweise an neue Medien, weil uns die sehr intensiv befassen,

00:36:17: ich denke beispielsweise an die Arbeit mit Bildschirmen, wo man immer wieder hört,

00:36:21: das blaue Licht verursacht, Schlafstörungen, verursacht sozusagen, für sich genommen schon

00:36:29: Stress ist das was du in der neurologischen Praxis siehst. Ich möchte kurz noch anknüpfen,

00:36:33: weil ich denke da so vor, dann Handy und Kinder und Bildschirmzeit und die Diskussion über die

00:36:38: Bildschirmzeit, genau was sagt der Neurologer? Also das sind jetzt Einschätzung von mir und

00:36:48: das hat jetzt keine durch eine Untersuchung abgesicherte Evidenz. Erstens das Bewusstsein

00:36:57: für psychosomatik ist gestiegen in der Bevölkerung, das heißt es wird mehr Augenmerk darauf

00:37:06: gelegt und durch das verstärkte Bewusstsein gibt es auch mehr Diagnostik und mehr Diagnosen.

00:37:13: Möglicherweise gab es das früher auch schon, nur man hat nicht so viel Augenmerk drauf gelegt.

00:37:20: Ich habe sehr viel mit Kopfschmerzpatientinnen und Patienten zu tun und wenn Jugendliche zu

00:37:29: mir kommen, also der chronische Spannungskopfschmerz beim 14-Jährigen, das ist früher ungewöhnlich

00:37:35: gewesen, natürlich gab es das schon, aber das beobachte ich, dass das seit Corona, seit sehr

00:37:46: viel auch Unterricht über Bildschirm und so weiter folgt ist, dass das meiner Meinung nach

00:37:53: zunimmt und ich führe dann immer das unangenehme Gespräch Bildschirmzeit und ich bin verblüfft,

00:38:02: wie viel Zeit die jungen Menschen in der Virtualität verbringen. Ich muss zugeben,

00:38:12: möglicherweise verstehe ich auch nicht mehr alle Bedürfnislagen junger Menschen. Kommt man

00:38:18: seinerzeit, wo man sich angerufen hat um an Treffpunkt auszumachen und dann ist man sich

00:38:25: persönlich begegnet. Ich kenne genug Kinder und Jugendliche, die haben Freunde, die sie

00:38:34: entweder noch nie oder nur extrem selten sehen. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass sich Zeiten

00:38:40: und Bedürfnisse lagen verändern, aber unsere Biologie, unser Gehirn ist nicht dafür gemacht.

00:38:50: Wenn man Orgenärzte fragt, werden die bestätigen, die Zunahme von Fehlsichtigkeit bei Kindern

00:38:59: hat extrem zugenommen. Das ist der Blick aufs Handy, auf die kleinen Dinge. Was ich auch

00:39:07: häufig beobachte ist die abnehmende Konzentrationsfähigkeit junger Menschen. TikTok, Instagram, kurzeheftig

00:39:18: ist Steamoli. Es können Bücher nicht mehr sinnerfassend gelesen werden. Es besteht einer

00:39:24: seits nicht das Bedürfnis, aber auch nicht mehr die Fertigkeit. Und wir können jetzt

00:39:31: nicht abschätzen, wie das weitergeht. Sehr häufig ist bei Jugendlichen dann der Punkt

00:39:40: erreicht, wo es eine Besserung gibt, wenn erste Beziehungen aufgenommen werden. Man

00:39:46: darf den ersten Freund auftaucht und dann wird wieder mehr unter die Menschen gegangen.

00:39:52: Die Liebe hat dann mehr Kraft als das Handy. Gott sei Dank.

00:39:57: Ja, wobei selbst da ist meine Wahrnehmung, dass ich das eine oder andere Mal in einem

00:40:01: Lokal junges Liebesbau jeweils mit dem Telefon beschäftigt sehe und weniger mit sich selbst.

00:40:08: Selbst da greifen diese neuen Medien schon ein bisschen über. Aber so grundsätzlich,

00:40:16: wenn ich die richtig verstehe, ist es wahrscheinlich gut, nicht wenn man persönliche Beziehungen

00:40:20: tatsächlich auch persönlich fest zu fest pflegt, um sozusagen gesund und stabil zu bleiben.

00:40:29: Wir reden schon die ganze Zeit immer wieder von Gefühlen, von einer Gefühlswelt aus

00:40:37: neurologischer Sicht. Was ist denn eine Gefühle und wie entsteht denn eine Gefühle grundsätzlich

00:40:43: in uns? Also die Entstehung von Gefühlen, das ist

00:40:48: schon ein wohl bekannter und wohl definierter Prozess. Der ist tief in unserem Gehirn, in

00:40:56: unserem Hirnstamm angelegt und es scheint so gewesen zu sein, dass diese Gefühle, die

00:41:07: wir haben, um das Sinn ja gar nicht so viele uns geholfen haben in unserer Evolution, uns

00:41:14: zurechtzufinden. Weil wir sind oft nicht in der Lage, die vielen Sinnes eindrücken, die

00:41:21: auf uns ein strömen Bewusst wahrzunehmen, sondern da entsteht so eine diffuse Wahrnehmung.

00:41:33: Das ist dann sehr unpräzise, das ist dann so etwas, was das Bauchgefühl ist. Es hat

00:41:39: sich auch in der Natur als sehr sinnvoll herausgestellt, wenn man eine Familie hat, dass man sich

00:41:45: um die Frau und um die Nachkommen kümmert. Das wird durch Hormone vermittelt. Das Bindungshormon

00:41:53: schlechthin ist das Oxytocin. Es hat sich auch als sinnvoll herausgestellt, wann man

00:41:59: sich körperlich betätigt, wann man weite Strecken geht, wann man sinnvolle Dinge ist, dass

00:42:05: dann Hormone wie zum Beispiel Neurotranspiter genau gesagt, wie Serotonin ansteigt, das

00:42:12: Dopamin ansteigt. Das Interface sozusagen vom bewussten Gehirn in die Gefühlswelt ist

00:42:22: der Talermus, das Tor zu unserem Bewusstsein und dort findet die Übersetzung von der Gefühlswelt

00:42:32: in die Kognition und umgekehrt die Kognition kann die auftretenden Phänomene dann Gefühlen

00:42:40: zuordnen. Es gibt ein Krankheitsbild, das heißt Alexitymie. Das ist die scheinbare

00:42:47: Unfähigkeit eigene Gefühle wahrzunehmen oder Gefühle anderer Menschen lesen zu können.

00:42:55: Durch die Zunahme digitaler Medien fällt es uns anscheinend immer schwerer, das gegenüber

00:43:05: lesen zu können. Das bedeutet nichts anderes als wahrzunehmen, was geht gerade in diesen

00:43:13: Menschen vor. Wie ist er jetzt drauf und eine wesentliche Voraussetzung, um eigene Gefühle

00:43:24: kennenzulernen und auch mit den Gefühlen haushalten zu lernen, ist die persönliche

00:43:30: Begegnung. Wir lernen am besten am Modell. Es ist ganz schwierig theoretisch zu erklären,

00:43:38: wie Skifahren geht. Das kann man natürlich physikalisch übersetzen, nur auf den ersten

00:43:47: Blick ist es nicht wahnsinnig attraktiv, sich einen Berggang hinunter zu stürzen und in

00:43:54: freier Fahrt extreme Geschwindigkeiten aufzunehmen. Wenn es einen aber vorgemacht wird und immer

00:44:01: wieder Verhalten korrigiert wird, lernt man das verblüffend schnell. Wir brauchen für

00:44:09: unsere persönliche Entwicklung und dazu gehört auch die emotionale Entwicklung ein Gegenüber.

00:44:15: Ist man als Neurologe im Vorteil in dem Wissen um sein eigenes Gefühlswelt, im Wissen um

00:44:27: diese Empfindungen und wie man damit umgeht oder hilft an das Wissen da, nichts, weil manchmal

00:44:34: geht es ja so nicht, man weiß was, kann aber trotzdem nicht darauf reagieren. Beispielsweise

00:44:42: wenn es um mich geht, wenn ich zuhörnlich oder wütend wäre, dann weiß ich, das ist wahrscheinlich

00:44:46: nicht schlauern, vor allem fürs Gegenüber, auch kein Vergnügen. Dennoch kann es nur

00:44:52: ganz schwer entdehmen. Also das ist eine heikle Frage, aber wir sind ja jetzt unter uns, da

00:45:00: kann man ja offen reden. Der Wegweiser geht nicht immer in die Richtung, in die er zeigt.

00:45:08: Und selbstverständlich ist es nicht so, obwohl ich mich sehr viel mit diesen Themen beschäftige,

00:45:16: dass ich sozusagen austherabiert bin und eine Phase der Leuchtung erreicht habe, wo ich

00:45:25: quasi Buddha ähnlich und Gott gleich bin. Es ist eher so, wenn mir die Dinge passieren,

00:45:34: dass ich dann so ein bisschen über mich lachen muss und mir denke, na witzig, obwohl ich

00:45:38: es besser wüsste, zack, ist es mir jetzt passiert. Und das ist halt das menschliche Moment. Ich

00:45:46: bin kein Automat und ich funktioniere nicht automatenhaft und ich habe auch nicht diesen

00:45:52: Anspruch an mich. Kürzlich habe ich noch, und das ist vielleicht

00:45:57: eine Frage, die wahrscheinlich sehr vielen Hörerinnen und Hörern klar ist, aber ich

00:46:02: würde es gerne trotzdem stellen, weil es immer wieder einmal diskutiert wird. Man nutzt

00:46:06: nur 10 Prozent vom Gehirn, wird behauptet und die restlichen 90 Prozent liegen brach

00:46:15: und steng an denen, die sozusagen sehr teure Persönlichkeits-Trainingsbuchendern zur Verfügung.

00:46:22: Gibt es neurologisch nur irgend ein Hinweis darauf, dass wir Teile von unserem Gehirn

00:46:28: gar nicht nutzen oder nicht so effizient nutzen, wie wir es nutzen könnten?

00:46:33: Also das mit dem "wir nutzen nur 10 Prozent", das ist ja Blödsinn. Also wir schöpfen schon

00:46:43: in der Regel die Kapazität aus, aber das Gehirn ist ein erstaunlich plastisches Organ. Also

00:46:53: man hatte lange den Eindruck, dem 25. Lebensjahr ist die Gehirnentwicklung abgeschlossen und

00:47:01: ab dem Zeitpunkt geht es nur am Erdberg ab. Und man kann Dinge trainieren, das Gehirn ist

00:47:10: kein Muskel mehr, aber man kann Verscheitungen neu ausbilden oder alte Verscheitungen, die

00:47:20: ja seit langm brach gelegen sind, verblüffeln, schnell wieder reaktivieren. Hier ist halt

00:47:29: ein interessanter Aspekt, dass es einen engen Bezug zwischen Körper und Gehirn gibt, das

00:47:37: heißt Bewegung macht schlau. Man muss nicht beginnen für den Wienmarathon zu trainieren.

00:47:44: Wenn man zum Yoga keinen Bezug hat, macht es keinen Sinn mit dem Tunnen zu beginnen.

00:47:51: Ob er eine körperliche Betätigung, die regelmäßig ausgeübt wird, hat sehr wohl einen Effekt

00:47:59: auf die Ausbildung neuer Verscheitungen im Gehirn. Aus neuropognitiver Sicht werden ja die wichtigsten

00:48:09: Schulfächer Handwerken musizieren, Sport. Wir halten uns in der Entwicklung möglicherweise

00:48:19: mit den falschen Dingen zumindest anfangs auf. Und wenn man die Gelegenheit hat und Kinder

00:48:28: hat oder auch selbst an sich arbeiten will, werden die, das trainieren, solcher Fertigkeiten

00:48:35: für die Gehirngesundheit und somit auch für die geistig-selische Gesundheit sehr wertvoll.

00:48:40: Du hast gerade einen recht an technischen Begriff, nämlich die Verschaltung benunst.

00:48:46: Und ich glaube, wir leben gerade in einer Zeit, wo sozusagen Intelligenz und Bewusstsein dem

00:48:54: Menschen einmal zugesprochen wird, wo wir aber immer mehr in die Richtung kommen, wo

00:48:59: auch Maschinen als Intelligent bezeichnet werden. Wir reden über künstliche Intelligenz, wir

00:49:08: reden über neuronale Netzwerke. Ist die Neurologie als Fachgebiet auch in dem Bereich irgendwie

00:49:19: involviert bzw. wie siehst du das Potenzial von solchen Entwicklungen?

00:49:24: Also die Kymarnetik, von der wir da jetzt sprechen, die hat natürlich starke Bezugspunkte zur

00:49:35: Neurologie, aber nicht zur klinischen Neurologie, sondern zur experimentellen Neurologie.

00:49:42: Und man muss einfach demütig zur Kenntnis nehmen, dass bestimmte Aspekte der künstlichen

00:49:50: Intelligenz uns überlegen sind, dass schnelle Vergnüpfen von Fakten, von vielen Fakten,

00:49:59: das schaffen wir nicht. Künstliche Intelligenz wird die Medizin insofern revolutionieren,

00:50:07: als dass zum Beispiel in der Radiologie-Bilderkennungsprogramme mindestens so gut sein werden wie erfahrene Radiologen.

00:50:17: Künstliche Intelligenz wird uns helfen, rasche, präzise Diagnosen zu stellen und eine rasche

00:50:25: individuell korrekte Therapie zu finden. Nur ist das nur eine Form von Intelligenz.

00:50:34: Zuwendung, Menschlichkeit, Behaglichkeit, das wird in einer technischen Umgebung sehr schwierig

00:50:45: zu realisieren sein. Und Aristoteles hat von Techne gesprochen. Damit hat er gemeint,

00:50:54: dass in der Welt stehen uns Werkzeuge zur Verfügung und die soll man nutzen. Und das

00:51:02: Unglück der Welt ist, dass Menschen benutzt werden und dass technische Apparaturen und

00:51:12: Gerätschaften angebetet und gepflegt werden. Die künstliche Intelligenz soll uns dienen,

00:51:19: sie soll uns aber nicht beherrschen. Und aus deiner Sicht gibt es die Angst, dass uns künstliche

00:51:28: Intelligenz überflügeln wird oder während die verschiedenen Dinge, die du jetzt genannt

00:51:35: hast, immer Alleinstellungsmerkmal von Menschen sein. Also in unserer Jugend hat es einen

00:51:44: bedeutenden Schwarzenegger-Film gegeben, Terminator, da haben wir es nicht hoch gewonnen. Und

00:51:51: die, also Elon Musk zum Beispiel ist so ein Proponent, der ja auch elektronische Devices

00:52:05: ins Hirn einpflanzen will, Prozessoren, Speicher und Dinge, die in der Vergangenheit ein Fantasie

00:52:13: waren, dass man Jeeps einpflanzt und Menschen können wieder hören, dass man Elektroden

00:52:19: einpflanzt und Menschen können wieder sehen, also cyborgartige Konstellationen schafft.

00:52:26: Und das war ja früher nicht zu denken. Viele unserer Zuhörer werden das nie mehr wissen,

00:52:33: es hat einmal eine bedeutende Fernsehserie gegeben, Nitrider. Und das völlig Absurde

00:52:38: war, dass der Typ mit einem Auto spricht und gelegentlich, wenn er vom Auto weggeht, in

00:52:44: eine Armband ursprricht, um mit dem Auto Kontakt aufzunehmen. Völlig absurd. Heute sprechen

00:52:52: wir mit unseren Ohren, heute sprechen die Autos mit uns, heute empfehlen uns Autos,

00:53:00: wie man fahren soll. Wir verlieren die Orientierung im stetischen Bereich, weil wir dem Navigationssystem

00:53:08: mehr Vertrauen als unsere Ortskenntnis haben. Also da ist schon was passiert. Und wie das

00:53:15: Match Menschmaschine ausgeht, ist sehr schwierig zu prognostizieren. Ich persönlich wünsche

00:53:23: mir eine Welt, wo man diese Technik nutzt, wo man sich aber nicht von ihr beherrschen

00:53:29: lässt.

00:53:30: Ich denke, wir sind sehr weit fortgeschritten, zeitlich weit fortgeschritten, weil wir uns

00:53:40: immer so in dem Bereich zwischen einer halben und einer Stunde limitieren. Ich glaube aber

00:53:46: trotzdem, wenn dir das recht ist, wir sollten unbedingt nochmal uns mit einem spezialisierteren

00:53:53: Thema der Neurologie auseinandersetzen. Ich würde aber trotzdem an dieser Stelle gern

00:53:59: mehr oder weniger den Podcast abschließen und das tun wir immer mit einem Appell an

00:54:05: die Zuhörerinnen schafft. Und diesen Appell gibt es natürlich nicht nur die, sondern den

00:54:10: mutig immer unserem Gast zu. Was werden aus der neurologisch fachlich menschlichen Sicht

00:54:18: des Dr. Christian Neuhauser Appell an unsere Zuhörerinnen und Zuhörer?

00:54:24: Also, wenn es darauf ankommt, dann habe mehr Mut als Angst und mehr Gefühl als Verstand.

00:54:41: Vielen Dank, das sind bedeutende Worte. Ich sage vielen Dank fürs Kommen, ich sage vielen

00:54:46: Dank für deine Zeit. Vielen Dank, Arndi Peter.

00:54:49: Es war jetzt der unglaublich schönen Schlusssatz. Ich habe ganz viel gelernt, muss ich sagen.

00:54:56: Ich habe gelernt, dass wir den gestörten Schlaf, also einen Red Fleck, nicht mehr kennen,

00:55:03: dass wir aufpassen müssen auf uns, dass wir lernen sagen müssen, rein zu sagen und

00:55:09: Pausen zu machen. Das Rituale, unglaublich wichtig, sind, um gesund zu bleiben.

00:55:15: Und dass man auf Netflix wieder meine Eidräder anschauen soll.

00:55:19: Ja, das stimmt. Mit dem sind wir aufgewachsen, mit lauter Utopien, die jetzt leben.

00:55:27: Mit denen jetzt ihre schnellen Zeit vergeht.

00:55:29: *Musik*